Zehn ehemalige Bundesligisten, fünf ehemalige DDR-Oberligisten, insgesamt 14 Meistertitel und 19 Pokalsiege: Die neue Saison der 3. Liga klingt nicht nur nach großer fußballerischer Klasse – sie bietet sie auch. Noch dazu: Derbys, Derbys und noch mehr Derbys.
Am 19. Juli startet die 3. Liga mit der Partie TSV 1860 München gegen Preußen Münster in ihre zwölfte Spielzeit – und was für eine! Alte Rivalitäten erwachen zu neuem Leben, Provinzvereine treffen auf ehemalige Spitzenvereine des deutschen Fußballs und für so manchen Traditionsklub geht es um alles oder nichts.
Knapp 20 Jahre nach der letzten Champions-League-Teilnahme (Qualifikationsrunde) fand sich der TSV 1860 München zuletzt im Mittelfeld der 3. Liga wieder und muss sich sportlich wie finanziell erst wieder vom tiefen Absturz der vergangenen Jahre erholen. Immerhin: Derby-Siege der Löwen gegen den FC Bayern München II sind durchaus wieder möglich. Zumindest dürfte die frisch aufgestiegene Reserve des FC Bayern neben ein paar künftigen und vielleicht auch ein, zwei aktuellen Stars eine gut gefüllte Tageskasse im Stadion an der Grünwalder Straße mit sich bringen.
Für ein anderes Bundesliga-Gründungsmitglied stellt sich die Lage weit ernster dar: Der hochverschuldete 1. FC Kaiserslautern kämpft um nicht weniger als sein Überleben. Für die Lauterer ist der Aufstieg dieses Jahr ein Muss – andernfalls könnte der Sensationsmeister von 1998 für lange Zeit im Amateurfußball verschwinden und die Erinnerung an die Roten Teufel vom Betzenberg mehr und mehr verblassen.
Dass der ebenso traditionsreiche Zweitliga-Absteiger MSV Duisburg dem FCK im Aufstiegsrennen einen Strich durch die Rechnung machen möchte, versteht sich natürlich von selbst. Hansa Rostock und die zuletzt akut abstiegsbedrohte Eintracht Braunschweig sehen sich ebenfalls eher in höheren Ligen zuhause und werden alles dafür geben, baldmöglichst wieder in altem Glanz zu erstrahlen. Auch der altehrwürdige Europapokal-Sieger 1. FC Magdeburg hat in seiner vergangenen Zweitligasaison Appetit auf mehr bekommen und sich für die kommende Spielzeit den Wiederaufstieg auf die Fahnen geschrieben.
Anders verhält es sich bei Waldhof Mannheim: 16 Jahre nach dem Zwangsabstieg von der 2. in die 4. Liga und nach drei knapp gescheiterten Aufstiegsversuchen in Serie gilt es für die "Buben" vor allem, sich wieder dauerhaft im Profifußball zu etablieren. Andererseits wäre Waldhof bekanntlich nicht das erste Team, das durch das Momentum von einem Aufstieg zum nächsten getragen würde …
Der KFC Uerdingen ist bereit, für einen Aufstieg beinahe jeden Preis zu zahlen – und macht es auch. So hat hier neben Maximilian Beister und Jan Kirchhoff auch 2014er-Weltmeister Kevin Großkreutz eine neue fußballerische Heimat gefunden. Vergangenes Jahr standen die Krefelder nach der Hinrunde bereits auf einem Aufstiegsrang, bevor eine desaströse Rückrunde alles wieder zunichtemachte. Es ist also davon auszugehen, dass die Klubführung noch einmal kräftig auf dem Transfermarkt zulangen wird.
Beim Aufsteiger Viktoria Köln spielt Geld ebenfalls keine ganz große Rolle. Der zahlungskräftige Mäzen Franz-Josef Wernze hat schon in der Vergangenheit den einen oder anderen namhaften Neuzugang (u. a. Albert Streit, Markus Brzenska, Andrew Sinkala und Savio Nsereko) verpflichtet und dürfte sich dementsprechend kaum damit zufrieden geben, einfach nur mitzuspielen.
Noch klarer sind die Aufstiegsambitionen des FC Ingolstadt. Nach nunmehr zehn Jahren in der 1. und 2. Bundesliga wollen die Schanzer den „Betriebsunfall 3. Liga“ schnellstmöglich wieder vergessen machen. Ob das angesichts des personellen Komplettumbruchs auch gelingt und in kürzester Zeit ein schlagkräftiges Team zusammenwächst, wird interessant zu beobachten sein.
Hitzige Duelle und intensive Action sind diese Saison ohnehin vorprogrammiert. In den Partien zwischen Mannheim und Kaiserslautern dürfte eine der ältesten Rivalitäten Deutschlands neu befeuert werden. Die Ingolstädter treffen auf die zuletzt von ihnen verspotteten Sechziger. Unter ebenjenem TSV 1860, dem FC Bayern II und der SpVgg Unterhaching kommt es sogar zu einer kleinen Münchner Stadtmeisterschaft.
Doch am meisten Brisanz bringen 2019/2020 wieder die Begegnungen im Osten mit sich, wo die Vereine Chemnitzer FC, Hallescher FC, FC Carl Zeiss Jena, 1. FC Magdeburg, Hansa Rostock und der FSV Zwickau die großen Duelle der DDR-Oberliga aufleben lassen.
Fest steht also: Auch 2019/2020 ist die Ausgangslage vor dem Saisonstart der 3. Liga wieder hochinteressant – und jedes der 380 Spiele könnte am Ende über Wohl und Wehe, Auf- oder Abstieg entscheiden.