Was ist der schwierigste Teil bei der Recherche?
Das kommt immer ganz auf den Fall an. Manchmal dauert es etwas länger, bis man einen Zugang findet oder weiß, wie man die Geschichte erzählen will. Manchmal ist es auch gar nicht so einfach, ausreichend Informationen zu finden, oder es gibt so viele Informationen, dass es eine Herausforderung ist, sich dann auf das Wichtigste zu fokussieren.
Welcher Fall ist euch besonders im Gedächtnis geblieben?
Ein Fall, der bei uns beiden noch bis heute nachhallt, ist der des Apothekers aus Bottrop. Ein Mann, der Krebsmedikamente panschte, und somit nutzlose Medikation an hoffnungsvolle Krebspatient*innen ausgab. Die Geschichte geht uns sehr nah, weil die Opfer sowieso schon ein schweres Schicksal hatten und weil man ihre Hoffnung auf Heilung mit Füßen trat, nur um sich selbst zu bereichern. Wir denken, solche Fälle gehen vielen Personen nahe, weil jeder Mensch doch eigentlich jemanden kennt, der an Krebs erkrankt ist.
Welcher Aspekt ist für euch am interessantesten – die Vorgeschichte, die Tat an sich oder die Folgen der Tat und eine mögliche Verurteilung?
Das kommt wohl auch auf den jeweiligen Fall an, aber besonders interessant finden wir die Vorgeschichte, also die Frage: Wieso wird eine Person zum Täter oder zur Täterin? Aber auch die Folgen einer Tat und wie unsere Gesellschaft und das Justizsystem mit Betroffenen umgehen. Anhand dieser Punkte kann man auf Fehler und Missverhältnisse stoßen und auf diese aufmerksam machen.
Gibt es Täter oder Täterinnen, mit denen ihr Mitleid empfindet?
Wir empfinden zunächst immer erst einmal Mitleid mit den Opfern. Dass man positive Gefühle für Täter*innen hat, kommt selten vor. Was aber manchmal vorkommt, ist, dass sich eine Art Verständnis für die Situation von Täter*innen einstellt – dann nämlich, wenn eine Mutter den Mann erschießt, der ihre Tochter getötet hat, oder wenn eine 15-Jährige zur Terroristin wird, weil sie von klein an durch ihr soziales Umfeld radikalisiert wurde.